Heute: fachsimpeln

Das Verb „fachsimpeln“ stammt aus der Studierenden-Sprache des 19. Jahrhunderts. Es ist eine Zusammensetzung aus dem Begriff „Fach“ in der Bedeutung „Wissensgebiet“ und „simpeln“, das vom Adjektiv „simpel“ in der Bedeutung „einfältig, leichtgläubig“ abgeleitet wurde. Ursprünglich wurde die Angewohnheit von jungen Studierenden, mit ihrem Wissen zu prahlen, abwertend als „fachsimpeln“ bezeichnet. Im Laufe der Zeit wurde der umgangssprachliche Ausdruck „fachsimpeln“ dann verallgemeinert und ist meist auch nicht mehr negativ oder abwertend gemeint.

Wenn heute gesagt wird, dass Leute fachsimpeln, dann ist damit ein zwangloses, meist längeres Gespräch gemeint, bei dem man sich über ein Gesprächsthema (oft ein Fach- oder Sachgebiet) austauscht, in dem man sich sehr gut auskennt oder zu dem man mindestens sehr viel zu sagen hat. Beim Fachsimpeln geht es um den begeisterten Austausch von Wissen, Meinungen und Erfahrungen zu einem Spezialgebiet, wobei die soziale Funktion im Vordergrund steht und es eher zweitrangig ist, etwas Neues zu erfahren.

Durch den gemeinsamen Enthusiasmus für ein spezielles Thema und dem Vergnügen beim Austausch darüber kann auch zwischen fremden Menschen sofort eine gewisse Vertrautheit entstehen, ohne dass sie über Privates sprechen.

Allerdings werden beim Fachsimpeln durch sehr spezielles Wissen und speziellen Fachwortschatz Fachfremde weitgehend aus dem Gespräch ausgeschlossen und darum gilt es als unhöflich zu fachsimpeln, wenn andere Gesprächsteilnehmende dem Gespräch nicht folgen können.

Heute wird also nicht nur an Universitäten gefachsimpelt, sondern auch bei der Arbeit wird beispielsweise in der Kaffeepause über Innovationen gefachsimpelt oder in Kneipen oder auf Partys wird über Politik, Musik, Kunst, Literatur, Sport oder anderes gefachsimpelt.

Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern des Wortschätzchens viel Vergnügen beim Fachsimpeln mit Gleichgesinnten!